Holländische Trilogie

Mit diesem Beitrag möchten wir kurz daran erinnern, dass vor vier Jahren (am 30.11.2002) ein erstes Treffen der "Amsterdam-Group" stattfand, der Startschuss zu einem Unternehmen, das sich in der Folge zur Ken Whyld Association entwickeln sollte. Wir sehen dies auch als willkommenene Gelegenheit, um drei unserer holländischen Mitglieder zu präsentieren, die in der letzten Zeit aus verschiedenen Gründen besonders auf sich aufmerksam machen konnten.

Sicherlich am stärksten im Rampenlicht der Schachöffentlichkeit stand zuletzt Geurt Gijssen aus Nijmegen, der als Schiedsrichter des WM-Kampfes Kramnik – Topalow in Elista wahrlich kein leichtes Amt übernommen hatte. G.G. ist natürlich so "schachprominent", dass sich eine weitere Vorstellung erübrigt, zumal wir einige Eckpunkte seiner Vita in unserer Geburtstagskolumne (speziell August 2004) festgehalten haben. Ganz aktuell ist Geurt Gijssen aber in der Zeitschrift SCHACH (Heft 12/2006, S. 64!) vertreten, wo er auf zwei Seiten die traditionellen Schach-Fragen der Redaktion beantwortet – unvermeidlich, dass hier und da die Ereignisse in Elista gestreift werden, aber manches geht auch weit über den "schachlichen Tellerrand" hinaus. Dass Geurt Gijssen zum Ehrenmitglied der Nijmegener Schachvereinigung Strijdt Met Beleid (gegründet 10.12.1848!) ernannt wurde, erscheint auf den ersten Blick nicht so überraschend, eher schon, wenn man erfährt, dass er erst der dritte Schachspieler ist, dem diese Ehre zuteil wurde (der erste war 1858 Adolf Anderssen!).
Nach dem Elista-Match hat unser unverdrossener Geurt Gijssen aber bereits neue Aufgaben wahrgenommen, unter anderem die Leitung des Remco Heite-Schachturniers – dies führt uns direkt zum zweiten Mitglied unseres Trios.

Remco Heite aus Wolvega (Friesland) war uns bisher vornehmlich als Sammler bekannt, ein Artikel von Minze bij de Weg im holländischen schaakMagazine mit dem Titel "We willen het toernooi met het paard worden" ["Wir wollen das Turnier mit dem Pferd werden"] hat unsere Kenntnisse schlagartig erweitert:

Wir erfahren dort nicht nur, dass Remco Heite ein "leidenschaftlicher Sammler von Schachliteratur" ist und dass sich unter seinen "Schachkuriosa" sogar ein Schachspiel aus dem Nachlass von Aljechin befindet [wie Remco in den Besitz dieser Rarität kam, müssen Sie schon selbst im obigen Artikel nachlesen ...]; sondern auch, dass Remco Heite 16 Jahre lang Bürgermeister von West-stellingwerf war, ein Amt, das er bis 2005 bekleidete. Als "Abschiedsgeschenk" erhielt er bei seinem Amtsaustritt nicht nur eine Reise zum Aeroflot-Turnier in Moskau, sondern auch ein ihm persönlich gewidmetes Turnier – eben das Remco Heite-Schachturnier, das nun im zweijährigen Turnus in Wolvega ausgetragen wird (gesponsert von der Gemeinde und der lokalen Wirtschaft). Die erste Auflage dieses Turniers hat gerade stattgefunden (24.-26.11.2006), das mit 6 Teilnehmern bestückte Einladungsturnier (Jussupow, Hübner, Hort, Timman, van Wely und Werle) gewann souverän Loek van Wely – weitere Details sind auf der holländischen Website zu finden; neben dem Einladungsturnier gab es noch ein Open (9 Runden, Schweizer System) und ein Schulturnier.
Besondere Originalität erhält das Einladungsturnier durch den Preis für den Sieger, denn neben dem üblichen Preisgeld wird eine Zugabe zum Kauf eines echten Pferdes gewährt (Wolvega ist ein Zentrum des Pferdesports und verfügt über die modernste und schnellste Trabrennbahn in Europa). Infolgedessen ist Loek van Wely nun stolzer Besitzer eines Vollblut-Trabers geworden! (Siehe hierzu auch diese Seite.)

Als dritten im Bunde können wir unseren Sammlerfreund Joop Jansen aus Oostrum begrüßen, von dem wir kürzlich erfuhren, dass er den SIM-Titel im Fernschach errungen hat. Im Joel Adler Memorial konnte er seine Partie gegen den Tschechen Zdenek Nývlt remisieren, es war eine "Seeschlange" von exakt 100 Zügen! Dies brachte ihm einen Zwischenstand von 7 aus 11 (bei 3 noch laufenden Partien) und damit die Erfüllung der für dieses Turnier geltenden SIM-Norm von 7 aus 14. Bereits vorher hatte Joop eine SIM-Norm erfüllt, nämlich mit 7,5 Punkten im Jubiläumsmannschaftsturnier des holländischen Vereins "Rochade 5171" (dort an Brett 2 eingesetzt).
Hierzu muss man noch anmerken, dass Joop im gleichen Zeitraum eine dritte SIM-Norm entgangen ist, und zwar im französischen Einladungsturnier Jacques Jaudran Memorial B: irgendwann des Gefeilsches seines russischen Gegners Chigishev überdrüssig, gab er die gemeinsame Partie schließlich remis und verpasste damit knapp die Norm.
Herzliche Glückwünsche zu diesem Erfolg an Joop Jansen! – hier können Sie die "wahnsinnige" Partie nachspielen, die ihm den Titel einbrachte.

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[Alle Angaben nach Nol van’t Riet in dessen Mitteilung (rtf-Datei).]

Joop Jansen im Max Euwe-Centrum (November 2006)
Joop Jansen im Max Euwe-Centrum (November 2006)

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