Jubilare des Monats Juli 2004

Unsere ersten Geburtstagsgrüße gehen nach Burg (b. Magdeburg), wo Sammlerfreund Bernd Domsgen am 6. Juli seinen 51. Geburtstag feierte.

Die nächsten vier Geburtstage folgen jeweils im täglichen Abstand, den Anfang macht Romano Bellucci, der in der Lagunenstadt Venedig angesiedelt ist und dort am 9. Juli auf ganze 64 Jahre zurückblicken konnte. Er ist Redaktionsleiter des internationalen Magazins Scacchi e Scienze Applicate (Chess and Applied Sciences), diese hochinteressante Zeitschrift erscheint seit 1981 mit 1 Ausgabe pro Jahr und widmet sich den Beiträgen, die Schach und Wissenschaft wechselseitig füreinander geleistet haben und weiterhin leisten. Neuerlich hat er ein Buchprojekt in Angriff genommen, eine Bibliographie zu Jubiläumsbüchern deutscher Schachvereine, -verbände und –vereinigungen, die in Deutsch/Englisch erscheinen soll; die KWA wird versuchen, ihn hierbei mit Recherchen und Informationsmaterial bestmöglich zu unterstützen.

Der nächste auf unserer Geburtstagsliste ist der holländische Studienspezialist Jan van Reek, er konnte am 10. Juli seinen 59. Geburtstag begehen. In früher Jugend hat er als Studienkomponist begonnen und sich kontinuierlich gesteigert, ein Kulminationspunkt war 1986 mit der Verleihung eines 1. Preises durch Szachy sowie der Ernennung zum internationalen Schiedsrichter für Endspielstudien. JvR wurde 1988 auch die treibende Kraft zur Gründung von ARVES und als Redakteur für die Studien-Zeitschrift EG hat er maßgeblich zu deren Gelingen und Weiterbestand beigetragen. Die zahlreichen Bücher und Schriften, die er veröffentlicht und herausgegeben hat, können hier nur in einer separaten Liste erfasst werden. Sein neuestes Werk Dutch Chess Champions erschien erst in diesem Jahr, es kann online bei NewInChess geordert werden. Mehr über JvR erfahren Sie auf seinen Webseiten www.endgame.nl/index.html und web.inter.nl.net/hcc/rekius/.

Aus Brooklyn, USA, kommt David Shenk, er kann bereits im ersten Monat seiner KWA-Mitgliedschaft Geburtstag feiern - am 11. Juli wurde er 38 Jahre alt. Sein KWA-Beitritt erscheint zunächst außergewöhnlich, ist er doch weder Schachspieler noch Schachhistoriker oder ein besonderer Schachenthusiast. National bekannt ist er vielmehr als Bestseller-Autor von bisher vier Büchern von ganz unterschiedlicher (nicht-schachlicher) Thematik, mehr hierüber können Sie auf seiner Website erfahren. Nun hat er aber ein weiteres Buch in Angriff genommen, das die Geschichte und die Bedeutung des Schachspiels für eine allgemeine Leserschaft abhandeln soll, geschrieben aus der Sicht eines Außenstehenden. Bereits Ken Whyld hatte ihm vor seinem Tode für dieses Vorhaben viel Glück gewünscht: „Perhaps someone outside the chess scene can look with a more detached eye. I wish you well.“ – diesem Wunsch schließen wir uns gerne an und hoffen, dass David Shenk manch kreative Anregung und Unterstützung für sein Werk bei uns finden wird (es soll 2006 bei Doubleday erscheinen). David hat uns verraten, dass ein wenig Schachblut auch in seinen Adern fließt – sein Ururgroßvater war Samuel Rosenthal – und es ist sein Bestreben, mehr über diese einzige Verbindung seiner Familie zur Schachgeschichte zu erfahren und auch die Anziehungskraft unseres geliebten Spiels besser zu verstehen.

Mit Urs Frischherz ist nun ein bekannter Schweizer Sammler an der Reihe, er konnte am 12. Juli seinen 46. Geburtstag feiern. Auf seiner schönen Homepage hat er nicht nur seine eigene Sammlung veröffentlicht, er bietet auch Dubletten zum Tausch oder (Ver-)Kauf an sowie manch interessante Information zum Thema Sammler und Sammeln alter Schachbücher – schauen Sie doch gelegentlich mal wieder rein!

Ein echtes Jubiläum ist nun in Sicht, der bekannte und allseits beliebte Schachhändler, -verleger, –journalist und –autor Manfred Mädler hat am 15. Juli das 70. Lebensjahr vollendet. Er ist als einziger übriggeblieben von der alten Garde deutscher Schachhändler wie Rudi Schmaus und Kurt Rattmann, und auch die Jahrhundertflut im August 2002 konnte das Schachhaus Mädler in Dresden nicht ernsthaft gefährden. So manches ist über meinen Freund Manfred zu Papier gebracht worden, vor nicht allzu langer Zeit noch in der Zeitschrift KARL, wo (in Heft 02/01) über seine Sammlung von Schachuhren und die Geschichte der Bedenkzeitmessung berichtet wird; und nicht zu vergessen der lesenswerte Artikel in Heft 1/2002, wo einige Kuriositäten und Anekdoten aus seinem reichhaltigen Schachleben zum Besten gegeben werden.

Geboren ist Manfred in Dresden und daselbst in den harten Kriegs- und Nachkriegsjahren aufgewachsen. Als Elfjähriger wurde er vom Schach-Virus infiziert, der bekannte Dresdner Problemist Hans Vetter, der sein Schachlehrer wurde, hat dazu beigetragen, dass es ihn nicht mehr losließ. In familiärer Tradition zum Eisenwaren-Kaufmann ausgebildet, verließ Manfred Ende Oktober 1952 – als 18-jähriger – seine Dresdner Heimat, die ihm beruflich keine Perspektiven bot, um im Westen sein Glück zu suchen – zuerst in der Pfalz, danach ins hessische Darmstadt, später nach Kiel, in die Schweiz (nach Zürich und Bern), später auch für 2 Jahre nach Schweden (Stockholm), daselbst half er der FIDE beim Aufbau einer Schachbibliothek. Der Wechsel zum Schach als Broterwerb vollzog sich allmählich mit dem Niedergang des Einzelhandels in seiner Branche, 1972 wurde das Schachhaus Mädler in Lübeck gegründet, weitere Stationen waren bekanntlich Düsseldorf (1975-1996) und ab 1996 Dresden – nach 44 Jahren als „Weltenbummler“ ist er zu seinen Wurzeln zurückgekehrt: in seinem Elternhaus, einer alten Villa im Stadtteil Blasewitz, hat er nicht nur zusammen mit seiner Frau Monika den Schach-Einzelhandel weitergeführt, sondern durch Einstieg in den Großhandel auch weitere Existenzsicherung betrieben.

Außerordentliches hat Manfred über Jahrzehnte geleistet, um das Schachleben in Deutschland zu (re-)aktivieren: über 30 Jahre hat er Schachkurse an der Volkshochschule gehalten, seine (Partien-) Schachspalte im STERN lief über 20 Jahre, zahlreiche Seminare und Wochenkurse für Schachfreunde (verbunden mit zusätzlichen Stimulanzien wie Wandern und Weinproben) kamen hinzu. Manfreds besondere Vorliebe gilt allerdings seit jeher dem Fernschach, hier entwickelte er sich zu einem der stärksten deutschen Meister; den fälligen IM-Titel konnte er zu einer Zeit (1968) erringen, in der es noch keine Schachcomputer gab und die allgemeine Titel-Inflation noch nicht eingesetzt hatte. Seinerzeit hat er den Einzug in die Finalgruppe der V. FS-Weltmeisterschaft (1965-68) nur denkbar knapp verpasst: seine letzte Vorgruppen-Partie gegen Hans Berliner verlor er aufgrund einer Ungenauigkeit im Endspiel – ohne diesen mühsam errungenen Sieg wäre Berliner in der Vorgruppe gescheitert. Es ist ein wenig schicksalhaft, dass Manfred gerade mit dieser Verlustpartie in die FS-Geschichte eingegangen ist. Aber seiner andauernden Begeisterung für das Fernschach tat dies keinen Abbruch, und bis heute gehört der Besuch der jährlichen deutschen Fernschachtreffen zu seinen (angenehmen) Pflichtübungen.

Meine – zuerst Bekanntschaft, dann Freundschaft mit Manfred währt nun über 10 Jahre, und wir niederrheinischen Schachfreunde haben es sehr bedauert, als er 1996 nach Dresden wechselte. Noch heute ist uns sein Düsseldorfer Schachgeschäft mit dem darüber angesiedelten Antiquariat in bester Erinnerung, denn oft hat es uns als willkommenes Refugium nach den Unerfreulichkeiten des Alltags gedient - die persönliche Begegnung mit Manfred war hierbei immer essentiell, denn er war der „gute Geist“ des Schachhauses und versorgte seine Besucher mit stets neuen Anekdoten aus einem schier unerschöpflich scheinenden Fundus. Wir, d. h. die Schachfreunde Michael Negele und Hans-Georg Kleinhenz sowie ich selbst haben die Mädlers dann mehrfach im schönen Elbflorenz besucht, auch hier sind die kurzweiligen Abende in geselliger Runde, besonders im „Gelbfüßler“, unvergessen.

Lieber Manfred, wir freuen uns sehr – ich darf hier wohl unsere KWA-Freunde einschließen, Dich bei unserem Treffen in Forchheim wiederzusehen. Zu Deinem Ehrentag wünschen wir Dir alles erdenklich Gute und weitere Jahrzehnte ungebrochener Schaffenskraft und Lebensfreude! (R.B.)

PS: Ein Foto von Manfred Mädler finden Sie auf dieser Seite: 125 Jahre DSB - Jubiläumsfeier in Leipzig 11. Mai 2002.

Ins holländische Leiden geht unser letzter Geburtstagsgruß: Jan Postma wurde am 26. Juli 58 Jahre alt. Er ist uns als eifriger Nutzer und Unterstützer der Königlichen Bibliothek in Den Haag bekannt, über die dort ablaufende Umstrukturierung ist er daher nicht sehr glücklich.

Allen Jubilaren herzliche Glückwünsche!