Jubilare des Monats Januar 2005
Die ersten Grüße des neuen Jahres gehen ins thüringische Jena, wo Wolfgang Pähtz am 7. Januar auf ganze 53 Jahre zurückblicken konnte. Vor rund 4 Jahrzehnten (1964) hat er das Schachspielen erlernt und nicht alle werden wissen oder sich erinnern, dass er es war, der den Keim für die Schachbegeisterung in seiner Familie gelegt hat, denn er hat den Schach-Bazillus flugs auf seine Geschwister Hannelore und Thomas (der nun schon längst GM ist) übertragen, eine Spätfolge - die Entwicklung seiner Nichte Elisabeth - ist ja hinlänglich aus der Schachpresse bekannt. Bereits wenige Jahre nach seinem schachlichen Start konnte Wolfgang Pähtz einen beachtlichen Erfolg mit dem Gewinn der DDR-Mannschaftsmeisterschaft erringen, im Team war inzwischen die halbe Familie Pähtz vertreten. Seine größte Spielstärke erreichte er um 1978, in dieser Zeit wurde er auch einmal DDR-Pokalsieger (kurioserweise ohne Pokal, dessen Aushändigung man ihm, der nur als Ersatzmann angetreten war, verweigerte). Außerdem war er im Fernschach aktiv sowie als Schachprogrammierer: vor der Wende (i. J. 1988) hat er in Erfurt zusammen mit einem Schachfreund die Software für den letzten DDR-Schachcomputer Chess Master Diamond "gestrickt". Seine Einsätze in der Oberliga waren aus beruflichen Gründen eher sporadischer Natur, erhalten geblieben ist bis heute seine Sammelleidenschaft für Schachmotive (Literatur, Marken, Stempel) und Schachliteratur (besonders ältere deutsche Literatur).
Nur drei Tage später konnte der bekannte deutsche Problemist Godehard Murkisch aus Göttingen seinen Ehrentag feiern, am 10. Januar wurde er "65". Da wir seine außerordentlich vielfältigen Aktivitäten im Bereich des Schachs allgemein und des Problemschachs im besonderen bisher nur zum Teil gewürdigt haben, möchten wir die Gelegenheit für (sicherlich immer noch nicht vollständige) Ergänzungen nutzen.
Zunächst gilt es festzuhalten, dass Godehard Murkisch auch dem Partieschach nicht fern stand, nach 1960 hat er sich intensiver diesem Zweig des Schachs gewidmet und auch respektable Erfolge erzielt (Göttinger Stadtmeister 1966; Teilnahme am Meisterturnier der Niedersächsischen Landesmeisterschaft 1969; zu Beginn der 2. Bundesliga erfolgreicher Einsatz für seinen Verein Tempo Göttingen).
Als Problemkomponist hat Godehard Murkisch rund 350 Aufgaben verfasst, die sich auf etliche Kategorien (2#, 3#, Studien, Märchenschach, Konstruktionsaufgaben) verteilen, und er hat hierbei eine Reihe von Auszeichnungen erhalten. Eine spezielle Vorliebe hat er zudem für Märchenschachpartien bzw. spielbare Schach-Varianten entwickelt (besonders Doppelzugschach, dessen Erfinder er ist). Die Ernennung zum Internationalen Schiedsrichter für Schachkompositionen im Jahre 1974 und die Verleihung des FIDE-Meistertitels 1990 sind weitere Belege seiner Könner- und Kennerschaft.
Daneben hat er erheblich im organisatorischen Bereich gewirkt: seit 1966 ist er als Problemwart des Niedersächsischen Schachverbands tätig und hat in dieser Funktion zahlreiche Vereins-Lösungsmeisterschaften organisiert; und auch im Schwalbe-Vorstand hat er bis 1982 als Verwalter der Vereinsbücherei ("Bücherwart") wertvolle Arbeit geleistet.
Last but not least müssen wir natürlich seine hervorragenden Leistungen als Schachjournalist, Herausgeber und Autor nennen: denn er hat nicht nur über viele Jahre mehrere Problemecken in Tageszeitungen oder Wochen-Magazinen betreut (u.a. nach dem Tode Hans Klüvers im Stern und in der WELT), auch zahlreiche Aufsätze sind von ihm erschienen (in der Schwalbe, in Chroniken, Schach-Taschen-Jahrbüchern oder Almanachen), und manches Buch aus seiner Verlagswerkstatt ziert die Regale von Sammlern und Problemfreunden: wir erinnern nochmals an das mit 3 Auflagen erfolgreiche Taschenbuch Rätselvolle Schachaufgaben, an die kleine aber sehr sympathische Anthologie Carl Bilfingers Schachaufgaben (1984), an die schöne Würdigung seines Problemfreundes Hans Klüver – ein Schachporträt (1988) und an die gründliche Überarbeitung/Neuauflage des Kurt Richter-Klassikers Kurzgeschichten um Schachfiguren (1991). Sein publizistisches Hauptwerk bleibt natürlich die uns bereits vertraute Kuhn/Murkisch-Serie, die er als Mit-Herausgeber und (teilweise) Autor an der Seite von Winfried E. Kuhn († 2004) geprägt hat und seit 1999 im eigenen Verlag Nightrider Unlimited herausgibt: diese hochwertige Serie, deren gebundene Ausgaben in einem leuchtenden Rot – ähnlich der White’schen Christmas-Serie – gehalten sind, gehört zum eisernen Bestand jeder guten Problembibliothek.
Ein noch junger Jubilar erwartet uns in Zürich, der Schachhistoriker und Internationale Meister Richard Forster hat am 18. Januar das dritte Lebensjahrzehnt abgeschlossen. Sein Bekanntheitsgrad dürfte mittlerweile so weit gediehen sein, dass wir an dieser Stelle kaum Neues über ihn zutage fördern können, zumal er inzwischen auch auf unseren KWA-Seiten mehrfach in Wort und Bild vertreten ist (in diesem Zusammenhang sei nochmals auf seinen vorzüglichen Forchheimer Vortrag verwiesen).
Eine merkliche Aufwertung hat seine stets gut frequentierte Website erfahren, denn der angesehene Schach-Historiker Edward Winter hat seine Chess Notes von Hanon Russell’s ChessCafe-Seiten auf Richard Forsters Homepage verlagert. Erwähnt werden muss hier ebenfalls die neue Kolumne in SCHACH: "Nachgesehen" - Schachhistorisches von Richard Forster, die unser Jubilar seit April 2004 führt. Den vorläufigen Höhepunkt seiner jungen Schachkarriere bildet aber zweifelsohne die Veröffentlichung des monumentalen Werks über Amos Burn, wir haben es bereits in unseren Mitgliederseiten vorgestellt; inzwischen hat dieses Buch international höchstes Lob erfahren und die Rede ist von der besten Schachbiographie aller Zeiten: dies vermögen wir schlichtweg nicht mehr zu übertreffen – wir können Richard Forster zu diesem großartigen Wurf nur beglückwünschen und insgeheim hoffen, dass in Zukunft weitere unvergleichliche Werke aus seiner Feder das Licht der Schachwelt erblicken.
Einem weiteren Jubilar dürfen wir in Brieselang (Brandenburg/Landkreis Havelland) gratulieren, Andreas Saremba hat dort am 21. Januar das halbe Jahrhundert vollendet. Beruflich ist er im Marketing eines bekannten deutschen Elektronik-Konzerns tätig, sein Fachwissen im Bereich Datenbanken hat er bereits nutzbringend für die KWA anwenden können, indem er ein erstes Datenbank-Konzept für die geplante Schach-Bibliographie erstellte (erinnert sei auch hier an seinen luziden Vortrag in Forchheim). Erst kürzlich ist er als Schachautor mit einem kleinen Erstlingswerk hervorgetreten, sein schmuckes Büchlein über Jean Dufresne (siehe Abb.) ist allerdings nur in kleiner Auflage den Mitgliedern der Emanuel Lasker Gesellschaft zugedacht. Kurze Angaben zum Inhalt finden Sie in einer Notiz des Schachkalender 2005 (Ed. Marco) S. 24, auf den wir hiermit verweisen. Wir werden sicherlich im Rahmen unserer Mitglieder-Publikationen auf diese Broschüre zurückkommen.
Allen Jubilaren herzliche Glückwünsche!