Jubilare des Monats August 2004

Unseren hochsommerlichen Geburtstagsreigen eröffnen wir mit Schachfreund Henri Serruys aus Antwerpen, er konnte am 4. August seinen 56. Geburtstag begehen. Er ist vornehmlich Sammler und hat sich im besonderen mit Schach-Exlibris beschäftigt, über dieses Spezialgebiet hat er kürzlich ein schönes Buch mit zahlreichen Illustrationen veröffentlicht (siehe hierzu auch unsere Publikationen-Seite).

Herzliche Grüße gehen in die französischen Alpen, wo sich der große Sammler Jean Mennerat niedergelassen hat: er konnte am 11. August auf ganze 87 Jahre zurückblicken. Seine außergewöhnliche Sammlung mit über 27.000 Bänden in 44 Sprachen gehört zweifellos zu den bedeutendsten und umfangreichsten in der ganzen Welt. Auch wenn er aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr so aktiv zur Umsetzung unserer bibliographischen Ziele beitragen kann, verdient allein sein spontaner Beitritt und die damit verbundene Unterstützung der KWA unsere besondere Wertschätzung. Auf seine Veröffentlichung Un Manuscrit Méconnu: Le Manuscrit de Chapais [Chapais’ verkanntes Manuskript; von Dr. med. Jean Mennerat, Paris] haben wir bereits in unseren Publikationsseiten hingewiesen, den Text des französischen Originals und eine deutsche Übersetzung finden Sie auf Harald Ballós Homepage. Eine Gemeinschaftsproduktion von Jean Mennerat und Harald Balló ist der jüngst erschienene Artikel über den ersten Schach-Bibliophilen Frédéric Alliey (KARL 1/2004, S. 20-23).

Nur zwei Tage später findet sich unser Vorsitzender Jurgen Stigter auf der Geburtstagsliste, er wurde am 13. August 51 Jahre "jung"– bezogen auf Jurgens Reisepensum sicherlich eine zutreffende Feststellung. Seine Sammelleidenschaft hat im letzten Jahrzehnt eine großartige Kollektion (ca. 20.000 Einheiten) in Amsterdam entstehen lassen, die durch ständige Ankäufe ein rasantes Wachstum erfährt. Jurgen ist in der bemerkenswerten Lage, seine Zeit weitgehend seinen Hobbys widmen zu können, hierbei nehmen aktiver Sport, das Sammeln und Bibliographieren von Schachliteratur und Reisen zu Sammlern und Kongressen in aller Welt eine zentrale Stellung ein. Daneben ist er noch in anderen Vereinen aktiv, so im Vorstand von ARVES oder als Mitglied der International Society for Board Game Studies und der Lasker-Gesellschaft. Zu seinen nicht-schachlichen Passionen gehört der regelmäßige Besuch des nahen Opernhauses in Amsterdam ebenso wie das obligatorische post-nocturne Fußball-Training am Sonntagvormittag (im Winter ersetzt durch Eis-Langlauf).
Publiziert hat Jurgen Stigter – sofern mir bekannt – zwei kurze Manuskripte (in Maschinenschrift): als bekennender Lasker-Anhänger eine Lasker-Bibliographie (Emanuel Lasker: a bibliography. Amsterdam 1987.- 15 Bl.) und wenig später The History and Rules of Rithmomachia: the philosopher’s game. (Delft ca.1989.- 12, [18] Bl.). Derzeit kümmert er sich um die "Yuletide-Series"– eine Null-Nummer liegt bereits vor.
Weitere biographische Details über Jurgen Stigter können Sie wiederum in KARL 1/2004, S. 37 nachlesen.

Auch unsere nächsten Grüße gehen Richtung Amsterdam, Tom de Gijsel wurde am 14. August 34 Jahre und ist damit der Junior des Monats. Von seinen schachlichen Aktivitäten wissen wir lediglich, dass er sich ebenfalls als Sammler betätigt.

Wir bleiben weiterhin in holländischen Gefilden und grüßen einen echten Jubilar, der weltbekannte Schiedsrichter Geurt Gijssen konnte am 15. August sein siebtes Lebensjahrzehnt beschließen. Die frühen Jahre seiner Jugend hat Geurt Gijssen selbst in wenigen Sätzen zusammengefasst: "Ich bin als Holländer in Deutschland geboren, wo mein Vater für einen Tabakkonzern arbeitete. Den Krieg erlebte ich in Deutschland mit, in Emmerich und Neviges [bei Düsseldorf (? – eher wäre Velbert zu nennen - MN)]. Nachdem unser Haus am 7. Oktober 1944 bombardiert worden war, evakuierte man uns nach Ostdeutschland – damals habe ich die Schachregeln gelernt. Nach dem Krieg lebten wir einige Jahre in Rotterdam, und seit 1952 bin ich in Nijmegen zu Hause und habe dort auch meine Berufszeit als Gymnasiallehrer für Mathematik verbracht." (entnommen aus: Harald Steiner: Porträt eines Schiedsrichters, in: Schach-Report/Dt. Schachblätter/Dt. Schachzeitung 10/1996, S. 41-46) Nach der Pensionierung vom Schuldienst im Jahre 1983 war der Weg frei für eine zweite Laufbahn als Schiedsrichter. Zugute kamen ihm hierbei die Erfahrungen, die er auf psychologischem Gebiet in seinen letzten 10 Berufsjahren als Schülerberater gesammelt hatte. Die von der FIDE geforderte Qualifikation als nationaler Schiedsrichter hatte er schon 1978 erworben, nur 2 Jahre später war er bereits Internationaler Schiedsrichter. In den 80er Jahren ging es dann steil bergauf und Geurt Gijssen wurde zu einem der gefragten Schiedsrichter weltweit – Höhepunkte seiner Schiedsrichter-Karriere waren u. a. die WM-Kämpfe Kasparow – Karpow in Sevilla 1987 und in New York/Lyon 1990 sowie Karpow – Kamsky in Elista 1996. Von 1990 bis 1994 war er Vorsitzender der FIDE Schiedsrichterkommission, in Moskau 1994 wurde er dann Präsident der FIDE Regelkommission. Und "G.G." ist mit den Jahren keineswegs müde geworden – erinnert sei nur daran, wie er im letzten Jahr einige Top-Veranstaltungen als Haupt-Schiedsrichter leitete (Kasparow – Deep Junior in New York, Febr. 2003; Aeroflot Open in Moskau 2003; Kasparow – X3D Fritz, Nov. 2003).
Einem breiteren Publikum bekannt geworden ist Geurt Gijssen vor allem durch seine ausgezeichnete Kolumne "An Arbiter’s Notebook", die seit April 1998 monatlich im Internet-ChessCafe erscheint, hier unterhält er seine Leser mit Essays und Anekdoten aus der Schiedsrichterpraxis und beantwortet Leserfragen zu kniffligen Streit- und Grenzfällen im Turniergeschehen. Neben dem "Schiedsrichtern" ist das Sammeln von Schachliteratur eine weitere Leidenschaft von Geurt Gijssen, bereits anno 1996 war seine Sammlung auf beachtliche 6.000 Bände angewachsen (der aktuelle Bestand ist uns nicht bekannt).
Ein ausführlicheres Porträt unseres Jubilars finden die (der deutschen Sprache mächtigen) Leser in der o.g. Literatur, wir wünschen Geurt Gijssen noch viele Jahre Gesundheit zur Weiterführung seiner Hobbys!

Ein weiterer Jubilar erwartet uns im schwedischen Tyresö (nahe Stockholm), unser stellvertretender Vorsitzender Peter Holmgren wird dort am 18. August auf ein halbes Jahrhundert zurückblicken können. Wie sein (väterlicher) Freund Rolf Littorin ist Peter vor allem als Sammler aktiv – auch wenn uns keine genaueren Angaben vorliegen, dürfen wir seine Sammlung als bedeutend einstufen. Neben seinem Engagement für die KWA unterstützt Peter Holmgren die skandinavische Schachgeschichtsgruppe Schackets Kulturhistoriska Sällskap (diese publiziert das online-Magazin Meddelandeblad), dort hat er die Funktion des Kassenwartes inne.
Zunehmende berufliche Verpflichtungen (im Marketing einer IT-Firma) sind verbunden mit einer ausgedehnten Reisetätigkeit, dies lässt die für Familie und Hobbys verbliebene Freizeit leider immer mehr schrumpfen: wir hoffen sehr, daß sich dies für seine unbedingt wünschenswerte KWA-Mitarbeit nicht allzu einschneidend auswirkt. Für seine zweite Lebenshälfte wünschen wir unserem Freund Peter viel Glück und Erfolg!

Robert Coffman aus Minnesota kann bereits kurz nach seinem KWA-Beitritt Glückwünsche in Empfang nehmen, er ist am 20. August 46 Jahre alt geworden. Als Sammler hat er seinen Schwerpunkt auf den Bereich des Problemschachs verlegt – wir hoffen, bald etwas mehr über ihn und seine schachlichen Aktivitäten zu erfahren.

Weitere Geburtstagsgrüße gehen nach Lauterberg, eine kleine Gemeinde im landschaftlich reizvollen Naturpark Hoher Vogelsberg: Schachfreund Wolfgang Remin konnte dort am gleichen Tag (20.08.) seinen 51. Geburtstag feiern. Auch ihn haben wir vornehmlich als eifrigen Sammler von älterer deutscher Schachliteratur (Turnierbücher, Zeitschriftenserien) kennen gelernt, neuerdings hat er sein Interesse ein wenig auf das Problemschach ausgedehnt, was wir schachlich-kulturbeflissen gerne unterstützen.

Damit ist bereits eine Überleitung zu unserem nächsten Kandidaten gegeben, der sein Leben weitgehend dem Problemschach – insbesondere dem Märchenschach – verschrieben hat: bernd ellinghoven (er schreibt stets mit Kleinbuchstaben) konnte am 24. August in Aachen seinen 51. Geburtstag feiern. Seit nunmehr 30 Jahren widmet sich -be- (so sein längst in die Fachliteratur eingegangenes Namenskürzel) dem heterodoxen Schachproblem, zunächst in der Schwalbe (Einstieg als Sachbearbeiter 1974), später (ab 1989) als Herausgeber von feenschach, der zeitschrift für märchenschach – letztere hatten wir auf unserer Publikationsseite bereits kurz gewürdigt. Nicht unerwähnt bleiben sollen seine weiteren publizistischen Aktivitäten (in Kooperation mit Denis Blondel, Paris): die schwarze FEE=NIX-Buchserie, die in der Qualität ihrer Ausstattung ihresgleichen sucht und daher eine Freude für jedes Sammlerauge darstellt, und die FIDE Alben (mit zusätzlichen Annexe-Bänden), die unter seiner Ägide durch Umgestaltung und Modernisierung erst zu brauchbaren Nachschlagewerken wurden. Nebenher ist -be- noch als FIDE-Delegierter sowie als Drucker für die Schwalbe engagiert, nicht zu vergessen seine zahlreichen Auftritte als Preisrichter in Problemturnieren: bei all diesen Verdiensten nimmt es fast nicht Wunder, dass er bereits in seinen Vierzigern zum Ehrenmitglied der Schwalbe gekürt wurde, eine Auszeichnung, die gemeinhin erst (um die) 80-jährigen "Schwalben" zuteil wird. Beim Komponieren – auch hierfür bleibt gelegentlich noch Zeit – hat -be- häufig die Zusammenarbeit mit anderen namhaften Komponisten gesucht, aus diesen Koproduktionen ist manches Meisterwerk und Preisproblem hervorgegangen. Einer Erwähnung wert ist auch sein hochinteressanter Reise- und Forschungsbericht "Kambodschach – Work in Progress zur Geschichte des Schachspiels in Kambodscha" in Kambodschanische Kultur, Heft Nr. 8, Berlin 2003, S. 90-122.
Wer noch etwas mehr über -be- erfahren möchte, sollte die treffliche Laudatio lesen, die Hans Gruber zum 50. Geburtstag unseres „Tausendsassa des Feenschachs“ verfasst hat (Schwalbe 202, August 2003, S. 184-186).

Unser französischer Schachfreund Eric Ruch hat am 26. August seinen Ehrentag erreicht, er wird 43 Jahre alt. Eric spielt seit nahezu 3 Jahrzehnten Schach; nach Gründung einer Familie vor 15 Jahren fehlte ihm letztlich die Zeit, um sich weiter ernsthaft dem Nahschach zu widmen und er wechselte vollständig zum Fernschach über. 1998 wurde er französischer FS-Meister, danach konzentrierte er sich auf die internationale Fernschach-Bühne, der FS-IM-Titel folgte in 2001. Inzwischen ist er zum SIM ("Senior-IM") aufgestiegen und beim ICCF-Kongress 2003 wurde er zum "Qualifications Commissioner" gewählt. Erics besonderes Interesse gilt der (französischen) Fernschach-Historie, seine in Vorbereitung befindliche Publikation hierüber erwarten wir mit Spannung.

Unsere abschließenden Geburtstagsgrüße gehen wieder in die Niederlande, diesmal nach Utrecht, dort konnte unser Freund René van der Heijden am 29. August seinen 53. Geburtstag begehen. Er ist keineswegs verwandt mit seinem Namensvetter Harold v. d. H., wie manch einer vermuten könnte, aber ebenfalls ein formidabler Sammler, wovon wir uns bei mehreren (auch spontanen) Besuchen in der sehr gastfreundlichen Biltstraat überzeugen konnten. Dabei konzentriert sich seine Sammelleidenschaft nicht nur auf Schachliteratur, sondern auch auf Musik-CDs jeglicher Provenienz – von den letzteren hat er eine riesige Kollektion in seinen Regalen, die wohl alles umfasst, was auf diesem Gebiet erhältlich ist. René ist noch ein wenig als Partiespieler aktiv in seinem Utrechter Schachklub, aber letztlich setzt auch ihm sein großes Engagement in Beruf (Mathematik- und Physikdozent) und Familie zeitliche Grenzen.

Allen Jubilaren herzliche Glückwünsche!