II. Internationales von der Lasa-Seminar in Kórnik 2007

ein Fotobericht

Teilnehmer und Gastgeber auf der Freitreppe vor dem Schloss
Teilnehmer und Gastgeber auf der Freitreppe vor dem Schloss

Im letzten Jahr fand zum zweiten Male (nach 2002) im Kórniker Schloss eine internationale Tagung zu Ehren des bekannten Meisters, Autors und Schachhistorikers Tassilo von Heydebrand und der Lasa (1818-1899) statt. Der Einladung durch den neuen Direktor der Bibliothek, Prof. Tomasz Jasinski, sowie durch die Kuratorin der von der Lasa-Sammlung, Maria Łuczak, war eine stattliche Zahl von Gästen gefolgt, wie auch das obige Gruppenbild erkennen lässt.

Angesetzt war das dreitägige Seminar auf den 22. bis 24. Oktober, im Mittelpunkt standen naturgemäß die Vorträge der insgesamt 18 Referent(inn)en, die eigene Forschungsergebnisse präsentierten. Aber auch ein buntes Rahmenprogramm inklusive einer Exkursion nach Osieczna (Storchnest) trug maßgeblich zu einer abwechslungsreichen und äußerst gelungenen Veranstaltung bei.

In Kórnik ist man bemüht, die dort vorhandenen Schachschätze sowie das Schloss in seiner Gesamtheit vermehrt einem internationalen Publikum vorzustellen. Ein erster Schritt in diese Richtung war die Ausstellung Kórnik - Ein Schinkelschloss in Polen, die bereits zur Jahresmitte 2006 in Potsdam stattfand, hier eine Information zu dieser Veranstaltung (kleines Bild rechts anklicken).

Eröffnung der Tagung - Die Vorträge

Die offizielle Eröffnung der Tagung oblag Prof. Tomasz Jasinski, der die Gäste willkommen hieß.

Die Wahl des Tagungsleiters fiel auf Dr. Andrzej Filipowicz, der als polnischer FIDE-Delegierter und Chefredakteur der Zeitschrift Szachista weithin bekannt ist.

Zeitweilig anwesend war auch Janosz Woda,
der Präsident des polnischen Schachverbandes ...

... sowie die vielfache
polnische Meisterin Hanna Erenska-Barlo, hier im Bild mit GM Robert Hübner.

Michael Negele startete die Vortragsreihe mit dem Beitrag "Johann Friedrich Wilhelm Koch, ein Wegbereiter für Paul Rudolph von Bilguer und Tassilo von Heydebrand und der Lasa". Hier sein Vortrag (pdf-Datei, 4,2 MB) sowie der entsprechende Beitrag (pdf / 1 MB) zum vorgesehenen Tagungsband.

Ihm folgte das russische Urgestein Juri L. Awerbach, der über die europäische Frühzeit des Schachs referierte.

Viele bekannte Gesichter beim Blick in das Auditorium.

Vlastimil Fiala stellte neue Befunde aus von der Lasas Schachlaufbahn vor.

Isaak M. Linder, der zusammen mit seinem Sohn Wladimir angereist war, referierte über "Von der Lasa und die Moderne".

Ein Schnappschuss von Vater und Sohn Linder, das Duo
gehörte einmal mehr zu den beliebtesten "Objekten" der Fotojäger.

Die Vortragspausen wurden teils für die Rahmenveranstaltungen genutzt, waren aber auch willkommene Gelegenheiten des gegenseitigen Austauschs.

Hier zeigt Tomasz Lissowski (links) Isaak Linder seine neue Biografie über Jurek Lewi, anwesend ist auch Jerzy Moras (rechts) vom Verlag Penelopa.

Im Arbeitszimmer von Maria Łuczak: Alessandro Sanvito zeigte
Egbert Meissenburg und Siegfried Schönle Polerio-Abschriften v.d. Lasas.
Im Hintergrund Jurgen Stigter.

Noch ein Gruppenfoto im Kellergewölbe,
bevor wir mit den Vorträgen fortsetzen ...

Der US-Amerikaner Raymond Kuzanek befasste sich mit den "Briefen des Frederic Edge".

Die Leipziger Indologin Maria Schetelich hatte die indischen Ursprünge des Schachspiels im Blick.

Alessandro Sanvito berichtete über das in Italien aufgefundene Pacioli Schach-Manuskript.

Gespannte Aufmerksamkeit nicht nur bei Calle Erlandsson,
auch Toni Preziuso und Egbert Meissenburg wirken sehr konzentriert.

Carmen Romeo widmete sich in ihrem Vortrag "Three Games, Three Times" wiederum einer Zeit, in der sich das europäische Schach im Umbruch befand. Drei Partien (von 1400, 1475 und 1513) wurden einer vergleichenden Betrachtung unterzogen.

Siegfried Schönle, assistiert von seiner Gattin, präsentierte "Schach in Büchern aus der Barockzeit".

Dieses Thema hat Siegfried Schönle auch in Buchform verarbeitet, wir haben das schmucke Werk erst kürzlich auf unseren Seiten vorgestellt.

Karl Kadletz, ebenfalls in Begleitung seiner Gattin, sprach über "Steinitz, Wien und die Wiener".

Das indische Pachisi-Spiel war Vortragsthema von Ute Rettberg.

Soweit die Vorträge des ersten Tages - der zweite Tag war dem Ausflug nach Storchnest (Osieczna) vorbehalten, auf den wir später noch eingehen. Die restlichen 7 Vorträge fanden am dritten Seminartag statt.

Andrzej Filipowicz bei seinem Vortrag über "80 Jahre Polnischer Schachbund (1926-2006)".

Egbert Meissenburg beschäftigte sich mit der Schachschriftensammlung von James W. Rimington-Wilson (1822-1877).

Fred van der Vliet widmete sich dem holländischen Spieler G.C.A. Oskam ("Der Mann den jeder kannte").

Neben der umfänglichen Verabreichung geistiger Nahrung kam natürlich auch das leibliche Wohl der Gäste nicht zu kurz: Raymond Kuzanek, Calle Erlandsson, Tomasz Lissowski und Fred van der Vliet an der Kaffeetafel.

Unsere drei Gast-
Referentinnen:
Maria Schetelich, Ute Rettberg und Carmen Romeo.

Auch der Bürgermeister von Kórnik, Jerzy Lechnerowski,
gab sich zeitweilig die Ehre.

Neben dem Bürgermeister (links) steht Adam Hetnal aus den USA,
der im Zuge des Kulturaustauschs solche Treffen in Kórnik begleitet
- häufig ist er hierbei als Dolmetscher hilfreich.
Am Tisch sitzend Fred van der Vliet sowie Petra und Siegfried Schönle.

Auch ein Laptop besitzt eine gewisse Anziehungskraft.
Stehend: das Ehepaar Schönle, Calle Erlandsson, Toni Preziuso und Karl Kadletz; sitzend: Michael Negele, Tomasz Lissowski, Hedwig Kadletz.

Nehmen wir den verlassenen Faden bei den Vorträgen wieder auf: Tomasz Lissowski berichtete über Tartakower in Polen im Sommer des Jahres 1935 und gab eine kurze Zusammenfassung des vorgesehenen Vortrags von Cezary Domanski, der nicht anwesend war (... über die zahlreichen Talente von Janowski).

Hier sein späterer Bericht über das Kórnik-Treffen 2007.

"Emanuel Lasker und Mathematik" war das Thema von Jurgen Stigter.

"Das Schicksal deutscher Schachsammlungen in Polen nach dem 2. Weltkrieg" wurde im Vortrag von Kazimierz Krawiarz behandelt.

Das Thema von Maria Łuczak war "Meine Reise um die Erde" - gemeint ist die Weltreise von der Lasas 1882-83 und das während dieser Reise entstandene Tagebuch, das Maria Łuczak auszugsweise vorstellte. Ein Reprint dieses Tagebuchs wurde in Aussicht gestellt.

Maria Łuczak war es auch, die in einer Verkaufsaktion am Mittwochabend historische Poster zum Schach-Kongress New York 1857 anbot.

Rahmenveranstaltungen und weitere erfreuliche Begebenheiten

Krzysztof Kmieć aus Kraków eröffnete am ersten Seminartag die Ausstellung "Not only chess ...", die mit zahlreichen Exlibris bestückt war.

Unten einige Exemplare aus seiner Kollektion.
(Kleine Bilder anklicken!)

Krzysztof Kmieć stellte zudem sein Buch vor, das mit selbst erstellten Exlibris aus dem Bereich der Pharmazie (s.u.) aufwartet.

Diesem Buch entnehmen wir das Vorwort (in Englisch/ Deutsch) sowie einen biographischen Exkurs (in Deutsch).

Auch Schätze aus der Sammlung von der Lasas gab es zu bewundern,
hier ließ sich Siegfried Schönle vor dem Schaukasten
mit den Raritäten ablichten.

Ein Konzert am Abend des ersten Tages gehörte gleichfalls zum Rahmenprogramm, der Kontratenor Tomasz Raczkiewicz wurde am Flügel begleitet ...

... vom Pianisten Michal Karasiewicz.

Die Gelegenheit, sich im Lesesaal mit dem Nachlass von der Lasas zu beschäftigen, wurde eifrig genutzt, wie hier von Toni Preziuso, Alessandro Sanvito und Siegfried Schönle.


 

Jurgen Stigter traf sich dort mit Juri Awerbach.

Eine Besichtigung der Biblioteka Kórnicka wurde ebenso angeboten wie eine abschließende Führung durch das Schloss.
Auf dem Foto die Leiterin der Bibliothek, die einer ausgewählten kleinen Gruppe (Robert Hübner, Karl Kadletz und Michael Negele) das Archiv mit den von der Lasa-Beständen zeigte.

Rechtzeitig zum Seminar war auch ein Nachdruck von v. d. Lasas "Erneutem Verzeichniss" fertig gestellt worden, der natürlich allseits auf ein starkes Interesse stieß.

Der Reprint aus dem Verlag Moravian Chess wurde von Jan Łuczak (Bruder von Maria Łuczak) vorgestellt ...

... und anschließend verteilt.

Am Nachmittag des dritten Tages gab GM Robert Hübner ein Simultan gegen die Jugend aus der Schachsektion "Der Turm".

Ewelina Nowak, unsere Führerin durch Schloss und Bibliotheks-
schatzkammer, überreichte Robert Hübner eine Erinnerungsurkunde an sein Simultan.

Exkursion nach Osieczna (Storchnest)

Mit dem Ausflug nach Osieczna wurde uns der Besuch des Ortes ermöglicht, den die Familie von der Lasa ab 1885 zu ihrem Wohnsitz gewählt hatte und auf dessen evangelischen Friedhof sich die Gräber der Familienmitglieder befinden, diese waren erst vor kurzer Zeit wieder hergerichtet worden. So stand denn auch zunächst ein Besuch am Grabe des Barons auf dem Programm, der im Rahmen einer Gedenkfeier gemeinsam mit einer Schülergruppe aus Osieczna erfolgte.

Eine Tafel auf dem Friedhof weist in Polnisch/Deutsch auf den sicherlich berühmtesten Bewohner des Ortes hin: Tassilo von Heydebrand und der Lasa.
(Zum Lesen des deutschen Textes bitte das Bild anklicken.)

Die Gedenkfeier an den Gräbern

Adam Hetnal war ebenfalls mit von der Partie.

Tomasz Lissowski und Michal Negele

Toni Preziuso, Juri Awerbach und (halb verdeckt) Fred van der Vliet

Das Ereignis hatte offenbar auch die lokale Presse angelockt, die zu einigen Kurz-Interviews einlud, Maria Łuczak war eines der "Opfer".

Andrzej Filipowicz schaut mit eher skeptischer Miene zu ...

... denn auch er wurde keinesfalls verschont.

Die nächste Station unseres Ausflugs war Schloss Storchnest, hier von der Seeseite ...

... mit dem Schlossturm

... und eine weitere Teilansicht (Westflügel)

Begrüßt wurden wir von Frau Direktor Dr. Maria Gawlinska, während Dr. Maciej Michalski (rechts) ...

... uns mit seinem Vortrag "Das Schloss in Storchnest an der Wende des 19. Jahrhunderts und seine ikonographische Darstellung" über die Geschichte und Architektur des Schlosses unterrichtete.

Das Wappen der Familie
von Heydebrand und der Lasa
(links)

1890 hatte Tassilos Sohn Heinrich als Eigentümer mit einem Um- und Ausbau des Schlosses begonnen, siehe die folgende Vortragsfolie:

Eine Sammlung attraktiver Schachspiele (von Wojciecha Koscielniaka)
fand regen Zulauf und lieferte dankbare Motive für unsere Fotografen.

Hier hat sich offenbar nur eine sehr kurze Partie zugetragen. (Hübner vs Awerbach)

Mit einer Führung durch das örtliche Franziskaner-Kloster ging unser Aufenthalt in Storchnest zu Ende, wir besuchten sowohl die prachtvolle zum Kloster gehörige Kirche (siehe die folgenden Bilder) wie die Kapelle der Mönche. Der hierbei gewährte Einblick in das klösterliche Leben hinterließ bei den Teilnehmern einen nachhaltigen Eindruck.

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