Auf der Jagd nach dem verschollenen Schachbuch

von Michael Negele

Treffen mit José Antonio Garzón in Valencia, der "Wiege des modernen Schachs"

The Banco de Valencia in the historic city center
The Banco de Valencia in the historic city center

Es ist schon mehr als schicksalhafte Fügung, dass mich eine weitere Dienstreise endlich nach Valencia, dem Geburtsort des modernen Schachs, gebracht hat. Ein dort geplantes Treffen der Ken Whyld Association musste für Mai 2009 leider abgesagt werden, im September 2009 konnte ich dann die Einladung zum dortigen Schachhistoriker-Treffen aus beruflichen Gründen nicht wahrnehmen.

Treffpunkt Plaza de la Virgen - der Turia-Brunnen
Treffpunkt Plaza de la Virgen - der Turia-Brunnen

Um so erfreulicher, dass sich unser Gründungsmitglied José Garzón mit mir und meinem Kollegen auf der Plaza de la Virgen, mitten im Zentrum der Altstadt, verabredete. Dort haben Francesch Vicent und Juan Timoneda wahrscheinlich ihre Bücher über das moderne Schach (Llibre dels jochs partitis dels schachs, Valencia 1495) bzw. das Damespiel (Libro llamado Ingenio, el qual trata del Juego del Marro de punta) (siehe www.damasweb.com/) dem Publikum angeboten. Damals waren die Buchhändler in den Vorräumen der Kirchen angesiedelt, sicherlich hier in St. Catalina.

José musste geduldig auf uns warten, hatten wir doch zuvor den Fußmarsch im trockenen Flussbett des Turia (1957 aus der Stadt verlagert) in die "Ciudad de las Artes y las Ciencias" mit den eindrucksvollen modernen "Kathedralen" des Santiago Calatrava gewaltig unterschätzt. Dort trafen wir u.a. auf diesen Herrn, im November 2009 stark gefordert in einem Simultanturnier:

Bei der klassischen "Horchata" (ein milchartiges Getränk aus Erdmandeln, einem Grasgewächs) in der gegenüber St. Catalina gelegenen wunderschönen Horchateria konnten wir uns trotz aller Sprachhindernisse wunderbar verständigen. Mein spanischer Freund hatte jede Menge Dokumente und Publikationen mit, unter anderem auch den hier gezeigten Artikel aus Jaque Nr. 30 aus dem Jahr 2004, der auf die Entstehung des modernen Schachs in Valencia eingeht.

Hier kam dann auch der Pakt zustande, nun gemeinsam die Suche nach dem verschollenen Vicent-Buch aufzunehmen, das José Garzón schon 2001 in seinem ersten Buch beschrieben hat.

Aber nicht nur über Schachbücher wurde diskutiert, José verschaffte uns einen schnellen Überblick über das historische Valencia sowie ein ganz traditionelles Abendessen.

Mit Paella, Wein und Schach(büchern) ist das Leben erträglich.
Mit Paella, Wein und Schach(büchern) ist das Leben erträglich.

Nun bleibt zu hoffen, dass sich das in The Return of Francesch Vicent - The History of the Birth and Expansion of Modern Chess (Vicent) ab S. 352 beschriebene Mysterium des Vicent-Buches und damit vor allem der mögliche Verkauf nach USA im Jahr 1913 mit vereinten Kräften aufklären lässt.

Ein spannender Nachmittag in einer wunderbaren Stadt, herzlichen Dank an José Garzón, der wesentlich zu diesem Vergnügen beigetragen hat.

Michael Negele

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